Samstag, 15. November 2008

Einmal Karibik und zurueck...



Ja nun war hiess es ab in den Norden, dort wo sich das Karibische Meer befindet. Vor 2 Wochen habe ich mich auf den Weg von meinem Basislager Bogota gemacht. Im Rucksack: jede Menge leichte Bekleidung, Bikinis, meinen Panamahut, Sonnencreme und natuerlich Mosquitoschutz. Doch erstmal hiess es eine 27 stuendige Busfahrt zu ueberstehen. Um 14 Uhr sollte es losgehen, nach suedamerikanischer Zeitrechnung hiess dies 14.45 Uhr. Das nimmt man leicht hin, besonders dann wenn es in die Karibik gehen soll. Meine Vorstellung:weisser Sandstrand, Kokospalmen, tuerkisblaues Wasser, Sonnenschein und ein gutes Buch in der Hand. Natuerlich sollte es anders kommen, als die Sonita sich das in ihrer naiven Vorstellung so gedacht hat. Dazu spaeter mehr. 

So ging es also dann puenktlich los und mit dem Gedanken an Strand und Palmen, hat mir der ploetzlich eintretende Sintflutartige Regenguss ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen gezaubert. So lustig war es dann aber irgendwann doch nicht mehr, da der Regen ganze Erdterrassen losgeloest hat und die Strassen fuer Stunden gesperrt waren. Das auch noch mitten in der Nacht und mit voller Klimaanlage an. Bis heute konnte mir noch niemand erklaeren, warum kolumbianische Busunternehmen, die ganze Zeit die kalte Klimaanlage laufen lassen, wo es doch eh schon arschkalt ist und alle frieren. Aber gut, das bleibt dann wohl ein Geheimnis! 
Nach ungefaehr 3 Std. warten ohne dass ich auch nur irgendetwas bewegt hat, hiess es dann zurueck nach Bogota und dann weiter auf der anderen Seite lang. Nein an aufgeben, aussteigen und uebernachten war nicht zu denken - denn schlieslich wollte ich ja zu meiner Piña Colada.
Irgendwann bin ich dann auch in Cartagena angekommen, habe mein fensterloses Zimmer mit Ventilator bezogen und erstmal durchgeschlafen. Am naechsten Morgen ging es dann das erste Mal auf die Strasse. Ich habe in Getsemani, einem Viertel mit Backpackerhostals unweit des Zentrums gewohnt. Doch was mir da morgens so entgegen gelaufen kam, liess mich etwas zusammenzucken. 
An Besoffene und Drogenabhaengige habe ich mich ja schon gewoehnt (die gibt es ja ueberall), an Menschen , die bis auf 5m Abstand stinken, nur eine zerschlissene Jeans anhaben und ueberall am Koerper offene Wunden, das laesst auch mich bei Laibe erschaudern. Tockeln sie einem nicht entgegen, liegen sie auf dem Buergersteig oder bieten einem (eher Frauen) an sie doch zu kuessen oder sie sonstwie zu "bedienen". Ich habe schon extra lange Sachen getragen, ohne irgendwelche Signale zu setzen (die Costeños sind ja bekannt fuer ihre aufdringliche Art) und habe ich nicht damit gerechnet morgens um halb 10 so einen Eindruck zu erhalten. 
Aber gut,dachte ich mir, bestimmt nur ne Ausnahme- sollte es aber in der Zeit nicht bleiben- schade! Das Zentrum ist wunderschoen und erinnert schon sehr an Europa- huebsch geschmueckt, alte Fachwerkhaeuser, verwinkelter Stadtkern und nette Laeden. Die Stadtmauern braeuchte man meines Erachtens aber nicht verlassen, denn drumherum ist nicht so schoen - um nicht zu sagen sehr unschoen. Trozt der Vorwarnungen, dass Cartagena ja keine Strandstadt sei, habe ich mich troztdem nach Bocagrande aufgemacht, dem etwas gehobeneren Viertel mit Hiltonhotel etc und dem Stadtstrand. 
Ach du lieber Himmel wo bin ich denn hier gelandet!!! 
1. es gibt unzaehlige Stuhlverkaeufer,die einen auch noch verfolgen, wenn man schon nen halben Kilometer weiter ist, 
2. der Strand war so dreckig, ein richtiges Palstikmeer - EKELHAFT- ganz zu schweigen was da im Wasser so schwamm, 
3. Strandverkaeufer!!!(AAAAAHHH), wer hat das denn erfunden- oh Gott ich haette sie am liebsten mit der Machete vertrieben. Da bin ich schon extra bis ans Ende der Welt gelaufen und die verfolgen einen und weichen auch nicht von der Seite. 
Da liegt man schon entbloesst da, hoert sich geduldig das Geschreie "Agua, Sombreros, Frutas..."und weiss der Geier an und dann wirds sich erstmal noch schoen mit auf das Strandtuch gekniet und erstmal 2-5 Minuten erzaehlt was man denn so habe, die Masseure und Masseurinnen fangen dann auch gerne schon mal an loszulegen, obwohl man verkrampft versucht in sein Buch zu schauen, zu ignorieren oder vorher schon zigmal "no, gracias" gesagt hat. 
Also gut,ab ins Wasser, vielleicht hat man ja da seine Ruhe. Nein der Eisverkaeufer kommt mit seinem Bollerwagen auch noch ins Wasser, weil das ja schwimmt und das fahren am Strand so anstregend ist. Nu gut irgendwann wars dann auch genug und meine Stimmung dermassen im Eimer dass ich den Fernseher meines Zimmers bevorzugt habe.
In meiner letzten Nacht gab es dann noch ein wirklich tolles Konzert, wo sich auch die Reinas zu der Miss Colombia vorgestellt haben.Das war ganz nett und hat Spass gemacht. Doch so wirklich halten wollte mich nichts und so hab ich mich nach Santa Marta in dem Westen aufgemacht.
Leider habe ich dann auch in der Tageszeitung lesen duerfen, dass der Kinder-Sextourimus in Cartagena schwer zugenommen hat und so darf einen dann auch nicht mehr verwundern, wenn Masseurinnen ihre Kinder an alten weissen Saecken in die Kunst des Massierens einweisen.

Von Santa Marta aus ging es dann nach Taganga in ein kleines Fischerdorf, 10 Minuten entfernt. Hier habe ich mich schon viel wohler gefuehlt und hier sollte ich auch eine wunderschoene Zeit verbringen.Obwohl es sehr komisch war wieder in Hostals zu leben, bin ich ja sonst immer bei irgendwelchen Leuten untergekommen. Besonders auch zu sehen, was der Backpacker so alles von sich laesst. 
Ich habe 2 Kategorien fuer mich klar gemacht: die die Spanischsprechen (meistens Europaer und Suedamis), die Amis, die kein Spanisch sprechen und die Israelis, das wohl verhassteste Backpackervolk (nein es ist nicht politisch korrekt, aber darueber sorge ich mich gerade auch besonders nicht). Die Israelis, normalerweise auf der ganzen Welt anzutreffen, waren diesmal an diesem Partyort nicht anzutreffen, obwohl Taganga nun auch eigene Restaurants mit Hebraeischen Zeichen besitzt. Das hat auch einen Grund. Und zwar hat uns Diana, ausgewanderte Schweizerin, die ua einen Buecherverleih hat, einiges erzaehlt. Sie lebt jetzt seit 7 Jahren feste in Taganga und kennt es seit 15 Jahren und kann ein Lied von den Entwicklungen singen.

Generell ist es so, dass die Israelis alle den Militaerdienst ableisten muessen (Maenner 3, Frauen 2 Jahre), danach entlassen werden und eine Menge Geld erhalten. Mit diesem Geld wird also die Welt bereist. Dagegen ist ja nichts einzuwenden, allerdings gegen das Verhalten, dass sie an den Tag legen: Freundlichkeit gegenueber Einheimischen gibt es gar nicht, ihr Feilschen erinnert eher an einen Kampf mit Beschimpfungen und der liebe Drogenkonsum ist auch an der Tagesordnung. Diana erzaehlte, dass sie noch vor einiger Zeit Boote gemietet haben, voll mit Alkohol, Musik und Saeckchen eines bekannten Pulvers, das leider Kolumbiensexport Mittel Nummer eins ist. Die Polizisten waren natuerlich auch eingeladen und jeder hat daran verdient. Diese Exzessiven Parties wurden dann im Nationalpark Tayrona veranstaltet, wo all dies verboten ist, gelangt man aber auf dem Seeweg dorthin, faellt die Kontrolle nicht so schwerwiegend aus. (Wir sind uebrigens auf dem Landweg rein und durften den Polizisten zuschauen, wie sie jedes Hoeschen - BH bestaunt haben)!
Von diesen Parties haben wohl auch einige Jornalisten gehoert und habe eine versteckte Reportage gedreht ueber Sextourismus und Drogentourismus. Andere Backpacker wurden mit kleinen Kameras ausgestattet und sind die bekannten Orte gegangen um die Touris du filmen. Das hat einen Riesenskandal gegeben und besonders ist der israelische Staat darauf aufmerksam geworden. Alle Israelis stehen unter strenger Bewachung, mehr zum Schutze des "Heiligen Volkes" als zum Schutz anderer Reisende. So dauerte es auch nicht lange, bis es aufgeflogen ist und der israelische Staat die Fuersorgepflicht fuer den Norden Kolumbiens aufgehoben, d.h. faehrt ein Israeli nun in den Norden, werden ihm die Rechte auf Hilfe, Sonderbehandlung etc gestrichen und er reist auf eigene Gefahr. Da ja alle dem Staate gedient haben, hoert wohl auch das Gehorsam im Ausland nicht auf und so ist es nun sehr angenehm in den Norden zu fahren. Als ich die ersten Israelis im Ausland vor einigen Jahren ind Argentinien und Australien kennengelernt habe, dachte ich immer na gut das waren bestimmt nur Ausnahmen, du musst tolerant sein. 
Jedoch hat auch diese Toleranz ein Ende, besonders dann wenn ich selber angefochten werden und als beschimpft werde, weil sie denken ich sei Einheimische. An sich ist eine Verwechlslung nicht schlimm, kann bei meiner Haut auch mal vorkommen, allerdings eine so erniedrigende Art und Weise hat niemand verdient - egal welcher Hautfarbe.

Diana meinte: "Haetten die den Schutz von ihrem grossen Bruder nicht (USA) wuerden die doch gar nicht rauskommen -wer wuerde die denn reinlassen, so wie die sich benehmen!"

Ohne Kommentar!
Aber Ende gut alles Gut und ich habe meine Karibik und mein Paradies doch noch gefunden- der Nationalpark Tayrona! Und da helfen wohl auch nur Bilder!





JA, ich bin in einer Postkarte geschwommen :)